Enzy
Jens Kosch
Die VI. Legion in Erainn
Die als VI. Legion bezeichnete Truppe hat nur eine Stärke von einer Kohorte des Reiches des Feuers, sprich 1000 Mann [Keine Kohorte hat immer diesen Stand. Verlust durch Kampf, Krankheit und Pensionierung.] und ist auf der erainischen Halbinsel Crobhinmór stationiert.
Die Truppe blieb nach einer koordinierten Marine-Aktion mehrerer Reiche der Alten Welt (gegen eine Flotte der Finsternis) in der Nähe mit der Order zurück, dort Festungsanlage zu errichten und sich einzurichten.
Zwei der Gründe dafür sind offensichtlich: Zum einen kann der hochseetaugliche Hafen als Ausgangspunkt für Reisen in Richtung Yddia und dann in die Randwelt verwendet werden. Zum anderen ist er für einige Agenirer der erste Punkt, von dem sie aus dem Reich des Feuers erreichen oder mit ihm Kontakt aufnehmen können. Allerdings scheint es weitere Gründe für ihren Aufenthalt zu geben, von denen möglicherweise selbst ihr Kommandant, D’ascas Metrinus Vula, nichts weiß …
Neben dem Legionslager ist unterdessen ein kleiner Ort entstanden, der allerdings auch unter der Gerichtsbarkeit des Reiches des Feuers steht.
In nächster Nähe des Lagers siedeln die beiden erainnischen Großsippen Flaherty und O` Malley, die das Lager zwar zu ihrem Vorteil ausnutzen, es aber andererseits mit Vorsicht betrachten.
[Anmerkung von Amhairgin: Bei den genannten Sippen handelt es sich um erainnische sogenannte Fine, eine Anzahl von ihnen gehört jeweils zu einem größeren Clann. Zu welchem Clann die beiden genannten Fine zählen, bleibt (noch) offen. Die Ereignisse jedenfalls spielen sich am äußersten Rand von Erainn und nicht weit entfernt von Almhuin ab. Die nachfolgende Erzählung stellt eine erste Erzählung zu kleinen Ereignissen dort dar, in denen die VI. Legion eine Rolle spielt. Eine weitere, sehr aktuelle Erzählung zur VI. Legion findet sich hier: Zwei Überraschungen]
Saufen mit Blair
Jens Kosch + Uwe Gehrke
Versteck einer Blair, an der Küste von Erainn
Lucius Aulus Gabinius hatte Mühe, nicht über den Tisch zu kotzen. Da schickte man ihn als Gesandten zu diesen erainnischen Piraten und das einzige, was diesen Kerlen wichtig war, schien ihre Fähigkeit, ihn unter den Tisch saufen zu können. Alles, was als Schnaps auf den Tisch gestellt wurde, war bereits nach dem zweiten Glas schlecht; und es gab eine Menge zweiter Gläser.
Und dann kam noch die Blase dazu, die dringend nach einer Leerung verlangte. Mühsam schob sich der wackere Wolsi zum Ausgang der Halle.
Ein paar Schritte brachten ihn in die Sicherheit eines nahen Wäldchens. Etwas Wind ließ die Alkoholwolke in seinem Kopf etwas weichen.
Irgendwie kam ihm wieder der Auftrag in den Sinn. Schließlich waren die Blair eine der großen Piratenbanden der Alten Welt und hätten schon längst in der laufenden Auseinandersetzung zwischen den Korsaren und den Frysen eine klare Position beziehen sollen.
Irgendwann blieb der Gesandte stehen und hob seine Gewandung. Er war sicher, dass in dem ganzen Alkohol, den er jetzt gegen den Baum pisste, keine Spur von Urin war.
Er vernahm etwas hinter sich, aber in Sichtweite des Hauses war kaum etwas zu erkennen. Dann hörte er jedoch eine sanfte weibliche Stimme. »Fremder, wollt ihr etwas mehr von den Blair hören.«
Was konnte das bedeuten? »Sollte ich etwas wissen?«
Die Stimme kicherte. »Die Blair sind an euren Geschenken interessiert, aber die Frysen würden mehr bieten.«
»Die Frysen?«
»Es ist unglaublich, aber einer ihrer Boten hat auf dem Landweg Erainn durchquert und mit einigen Sippen gesprochen. Sie haben sich noch nicht entschieden, aber die Frysen wollen ihnen Unterstützung anbieten, wenn sie ihre Raubzüge ausdehnen. Vor allem gegen das Reich des Feuers.«
»Du klingst, als wüsstest du mehr. Wer bist du?«
»Ich bin die Tochter von Dillon ap Maar, mein Vater lässt euch ausrichten, dass unsere Sippe nicht daran interessiert ist gegen euch Krieg zu führen.«
Eine ganze Sippe, die die Gemeinschaft verriet? »Davon darf nichts bekannt werden, aber mich würde interessieren, was euer Preis ist.«
»Wir kommen kaum weg von Ageniron, deshalb wäre ein kleiner Hafen in Huanaca für uns interessant. Bekommen wir ihn?«
Ein mieses Geschäft mit Piraten. Man sollte es machen. »Ich kenne nicht einmal deinen Namen.«
»Ich bin Niamh.« Sie trat neben ihn und zu seiner Freunde musste er feststellen, dass diese Erainnerin durchaus reizvoll war. Aber trauen konnte man ihr genauso wenig, wie man einen Felsbrocken werfen konnte. »Niamh, ich will Beweise, und zwar bevor ich abreise.«
»Ihr werdet sie bekommen,« verkündete das Mädchen keck und küsste ihn auf die Wange. »Ihr solltet euch diesen Bart abnehmen lassen.« Damit war sie blitzschnell verschwunden.
Der Gesandte des Reiches des Feuers blieb zurück und überlegte was er als Nächstes tun würde. Den Bart rasieren, oder weiter mit den Blair saufen?
Es siegte die Pflicht, er ging zurück, um weiter zu saufen.
Mit seinen »Bündnisgenossen«.
Saufen mit Blair
Jens Kosch + Uwe Gehrke
ursprünglich erschienen in Schlangenschriften 89 (Follow 424: September 2014) mit freundlicher Genehmigung von Manfred Roth (die es nicht bedurft hätte, der aber dann doch, ähem, für die Zufügung diverser Kommata verantwortlich zeichnet …)
Cahir-Killarney (Ireland)/Berlin-Hannover, Juni 2014