Die Shefro – Das stille Volk

»Emhain Abhlach« die »Insel der Apfelbäume«, gehört zur Glass Domhan, der Grünen Welt, der Heimat der Coraniaid. Doch keine Sterblichen wissen genau, wie diese Grüne Welt aussieht, noch ist bekannt, welche Wesen dort leben.

Von Leonach (der sich in späteren Jahren Leonach Shefro Doire caRhuun nennen wird) wurden folgende Zeilen festgehalten aus einer Zeit, als er noch zur Galloglachta Nathrach zählte:

»28 ndF gibt es ein Wiedersehen zwischen Leonach und seinem jüngeren Halbbruder Fiach, der seine Heimat verließ, um nach Leonach zu suchen. Fiach ist der Sohn Aldanors und einer Menschenfrau und hat als mächtiger Tormagier die Fähigkeit, die Verbindung nach Shefro Doire herzustellen. Leonach beschließt, mit ihm nach Erainn zu gehen und in den Reihen der Galloglachta Nathrach zu kämpfen. Mit dem rätselhaften Verschwinden Fiachs einige Jahre später, verliert Leonach die Möglichkeit, nach Shefro Doire zurückzukehren.«

[Seite »Leonach Shefro Doire caRhuun«. In: FollowPedia. Bearbeitungsstand: 20. September 2019. Abgerufen: 9. Dezember 2020]

Die folgenden Beschreibungen zu den Shefro, denen er in der Grünen Welt augenscheinlich begegnete, entstammen Leonachs Feder. Leonach (das ist Andreas von Rüden) gehörte von 1988 bis 1993 zu den Galloglachta Nathrach, nun ist er in der Loge der leuchtenden Klingen.

[Der folgende Beitrag von Leonach (Andreas von Rüden) erschien ursprünglich in Follow 396, 2007]


Die Shefro – Das stille Volk

Aufgezeichnet von Leonach

Allgemeines

Die Shefro (Aussprache: »Schefro«), auch Sith (Aussprache: »Schih«) genannt, sind Einwohner eines besonderen Ortes in der Grünen Welt Erainns namens Shefro Doire (Aussprache: »Schefro Derre«), welchen man in der Grünen Welt Erainns vermutet. Er war nur (oder ist es möglicherweise noch) über eben jene Art von Verbindung zu erreichen, die auch Coraniaid und wenige andere Erainner¹ zu benutzen pflegten (oder dies möglicherweise noch tun, wenn sie gezwungen sind). Manchen mögen dies ein magisches Tor nennen, doch liegt dies, aus naheliegenden Gründen, im Dunkel der Ungewissheit.

Shefro bedeutet so viel wie »das stille Volk«; Shefro Doire heißt »Wald der Shefro«.

Land

Über Shefro Doire ist nicht viel bekannt, es gibt auch nicht viel zu sagen, außer dass es sich um einen großen Eichenwald handelt. Die Shefro bauen ihre Häuser entweder auf Bäumen oder in Hügeln, allerdings nah an der Oberfläche.

 

Bevölkerung

Aussehen

Die Shefro sind menschen- bzw. elbenähnliche Wesen von normalgroßem Wuchs und schöner Gestalt. Es handelt sich bei den Shefro nicht um das kleine Volk! Äußeres Erkennungsmerkmal sind ihre angespitzten Ohren. Für Shefro spielt Zeit keine Rolle, da sie nicht sterben (es sei denn, sie werden getötet – was aber, aufgrund sehr seltener Kontakte zur Außenwelt, extrem selten vorkommt).

Besondere Fähigkeiten

Die Shefro sind entfernte Verwandte der Tuach na Moch (daher auch die gleiche Bezeichnung für sich selbst). Letztere sind als Herren der Zeit bekannt. Die Shefro können die Zeit nicht beeinflussen, wohl aber den Raum. Man nennt sie daher die Herren des Raumes. In ihrer natürlichen Umgebung können sich die Shefro aufgrund angeborener Fähigkeiten im Raum bewegen, wie sie wollen. Entfernungen sind für sie praktisch nicht existent, es gibt keinen Unterschied zwischen einem Schritt und tausenden davon. Die Zeit scheint in Shefro Doire allerdings nach ganz eigenen Regeln zu vergehen, die die Shefro nicht beeinflussen können – was ihnen aber auch egal ist.

Wirtschaft

Da für die Shefro keine räumlichen Entfernungen existieren wie für Sterbliche, ist es ein leichtes für sie, auf die Jagd zu gehen. Ein Shefro, der ein Tier erlegen will, macht einfach einen Schritt und steht neben dem Tier, das schnell und ohne Qual erlegt werden kann. Jagen und Pflücken ist für einen Shefro sozusagen dasselbe.

Die Shefro sind daher überwiegend Jäger und Sammler. Es wird auch etwas Ackerbau betrieben, allerdings weniger aus Notwendigkeit, als aus Geschmacksgründen, denn Shefro lieben gutes Essen jeglicher Art.

Wesenszüge

Da die Shefro in einer geradezu paradiesischen Umgebung leben, in denen es ihnen an nichts mangelt und es auch keine Feinde gibt, tun sie viel, um ihren einzigen Gegner zu bekämpfen: die Langeweile. Es werden Geschichten ausgedacht, Lieder gesungen, Instrumente gespielt und Essen in verschiedensten Varianten zubereitet.

Die Shefro sind von Natur aus gutmütig, allerdings führt die Langeweile – abgesehen von einer lebhaften Phantasie – zu Verhaltensweisen, die Menschen als »verrückt« beschreiben würden. Neugier und ein Hang zu Schabernack sind weitere wichtige Wesenszüge der Shefro. Gelangt ein Sterblicher – aus Zufall, denn Shefro Doire kann ohne Tor nicht absichtlich betreten werden – ins Land der Shefro, kann ihm einiges an Unfug widerfahren, bevor er an einem völlig anderen Ort (je nach Laune der Shefro) oder sogar einer völlig anderen Zeit (was die Shefro wiederum nicht beeinflussen können) wieder in die graue Welt Erainns (jenem Ort, der von anderen auch Magira genannt wird) zurückkehrt.

 

Gesellschaftsform

Religion und Magie

Die Religion der Shefro entspricht der Religion Erainns, dem Glauben an Nathir, die allumfassenden Schlange. Magie ist für Shefro ein selbstverständlicher Bestandteil des Lebens und wird eher unbewusst praktiziert.

Regierung und Verwaltung

In Shefro Doire gibt es nicht viel zu regieren. Notlagen sind unbekannt, Konflikte ebenso.

Falls Entscheidungen getroffen werden müssen, werden diese von Aldanor getroffen, einem der Ältesten und Herr über Shefro Doire. Man könnte ihn als König bezeichnen, allerdings ohne Pomp und Zeremonie.

 

Geschichte

Die Shefro haben vergessen, seit wann es Shefro Doire gibt. Für sie gab es das Land schon immer. Es gibt zahlreiche Geschichten, wie es entstanden sein soll – diese sind allerdings komplett frei erfunden und dienen nur dem Zeitvertreib.

Diese Geschichte ist allerdings wahr: Einst verirrte sich eine Elbin vom Volk der Sterne nach Shefro Doire. Aldanor verliebte sich in sie wegen ihrer Schönheit und ihres Wesens. Sie gebar einen Sohn, der Leonach genannt wurde. Das war ein großes Ereignis, denn so selten, wie Shefro sterben, werden Kinder geboren. Die Elbin lebte viele Jahre in Shefro Doire, aber sie schien nicht glücklich zu sein. Etwas war in ihr, das sie unruhig, sogar traurig machte. Schließlich verließ sie die Shefro, in dem Wissen, dass es ihrem Sohn hier gut gehen würde. Bald darauf verirrte sich eine Menschenfrau nach Shefro Doire und Aldanor zeugte mit ihr einen weiteren Sohn, Fiach.

Die Shefro haben ein Sprichwort: »Kannst nah sein du nicht einer Frau, die dich liebt, sei nah einer and’ren, die Liebe dir gibt!«. Was nicht heißt, das seine Liebe zu der Elbin weniger wurde. Er dachte einfach mehr an die andere. Eifersucht ist ein Wesenszug, der Shefro weitgehend unbekannt ist. Sollten zwei Shefro am gleichen Partner interessiert sein, wartet einer davon einfach ab, da Shefro zur Langeweile neigen. Sehr selten kommt es vor, dass »ewige« Beziehungen geschlossen werden. Diese sind Stoff von Liedern und Geschichten. Wird jedoch ein Partner verloren, gibt es keinen Grund, nicht eine neue Beziehung einzugehen, auch wenn es sich um eine »ewige« Beziehung handelte. Lange trauern, ist nicht die Art der Shefro.

Leonach und Fiach wuchsen gemeinsam heran. Leonach hatte aber elbisches Blut, was ihm stärkeres Interesse an schönen Dingen verlieh, aber auch einen Hang zur Schwermut. Lange fragte er sich, warum seine richtige Mutter nicht mehr da war, und wohin sie wohl gegangen sei. Also beschloss er eines Tages – sehr zur Überraschung aller anderen – Shefro Doire zu verlassen und nach seiner Mutter zu suchen. So kam er in die graue Welt – kurz vor Ende der Finsternis.


1: [Anmerkung von Amhairgin vom 7. Januar 2021] Die Verbindung zur Grünen Welt ist gemeinhin nur einer oder einem Coraniaid möglich. Dass es Ausnahmen gibt, zeigen die Shefro, doch dies sind wirklich Ausnahmen. Ein gewöhnlicher Erainner wird die Grüne Welt nicht über die genannte Verbindung betreten können. Vielleicht handelt es sich bei den allgemein als Erainner Genannten um solche, die aufgrund ihres Coraniaid-Erbes aus bestimmten Gründen den Zutritt erhalten haben. An dieser Stelle muss aber auf spätere Ausführungen zur Thematik verwiesen werden. Mir bleibt nur die Bitte um Geduld …